Sonntag, 12. April 2009

Ostern in Madrid


Am Freitagabend besuchte ich das Flamenco- Ballett „ Lluvia“- zu deutsch: Regen.
Passend zum Wetter, und zu Karfreitag ein melancholisches, nachdenkliches Stück, dass vor einer dunklen Mauer mit einer mittigen Holztür spielt.


Anfangs ist alles still, keine Musik, nach und nach einzelne Klänge zu denen sich die Darsteller langsam bewegen. Als die Hauptdarstellerin die schwere Holztür öffnet ertönen von weit her Trommeln und die Hauptdarstellerin begibt sich in das Gebäude. Die Mauer wird zu einem durchsichtigen Vorhang und von rotem Licht angestrahlt steht links ein Tenor, der zu den Gitarren und klatschenden Händen, die sich rechts der Tür hinter dem durchsichtigen Mauerwerk befinden, singt.



Neben den Flamencoklängen werden immer wieder arabische Klänge und Melodien angestimmt… zu den Höhepunkten zählen die Flamencotänze in einer Kneipe, ein Zusammenspiel aus klatschenden Händen, Gitarrenklängen, Stampfen, Schauspiel und Gesang, wobei die Leidenschaft des Tanzes gut zum Ausdruck kommt und das große Solotanzfinale der „Eva Yerbabuena“.


Zum Ausklang des Abends begeben wir uns in eine der wunderbaren Tapasbars und essen Gambas in Knoblauchsoße und trinken die fruchtig rote Sangría.






Von Majadahonda nehme ich am nächsten Tag den Zug nach Atocha zu dem Schauplatz des Attentates am 11. März 2004, bei dem Gedanken, dass wir den 11. April haben stellten sich mir die Haare auf… In der alten Bahnhofshalle wurde ein Palmengarten mit Wasserschildkröten errichtet der kurz zum Verschnaufen und Beobachten einlädt.



Ganz in der Nähe befindet sich das Museum Reina Sophia und leckere Tapasbars…und da es ja schon Mittag ist, kann man getrost etwas zu sich nehmen.

Bei mäßig sonnigem Wetter folgt ein Spaziergang im Parque del Retiro und überall werden von Mickey, Pooh und Tiger bunte Luftballons angeboten.


Viele Schausteller kommen vor allem am Wochenende in den Park um von den Parkbesuchern eine finanzielle Anerkennung zu bekommen. Trommler, Saxophonspieler, Süßwarenverkäufer, Puppenspieler, Portraitmaler und und und.




Wir lassen uns von einem Maler faszinieren, der mit Ölfarbe, einem Pinsel und seinen Fingern auf einem Glasrahmen in Windeseile bunte verträumte Kunstwerke zaubert. (Bei Interesse: José, Handynr: 0034622064704, Pintor en Madrid, 1 Bild 5 €, 3 Bilder 10€) Wir bestellen drei Wunschbilder und schauen bei der Arbeit zu.


Um uns aufzuwärmen setzten wir uns in die Sonne auf die Tribüne eines kleinen Amphitheaters und nach kurzer Zeit fängt ein lustiges Kinderpuppentheater an, bei dem wir zuschauen.



Nach einem Lauf durch die Stadt zur Plaza Mayor bieten sich dem Auge wiederum Seifenblasenkünstler, Tänzer, Kabarettiste bei ihren Vorführungen und ich lasse mich von der Menge treiben.


Nach einem Spaziergang im Stadtviertel „La Latina“ geht es ins Museo de Jamón und ich lasse mich umgeben von 100ten von Schinken von verschiedenen Köstlichkeiten verführen.



Und am Ostersonntag färbte ich nach dem Aufstehen kräftig silberglitzernde Eier.
Damit wünsche ich euch allen ein fröhliches Osterfest!

Donnerstag, 9. April 2009

Lungentransplantation

Nach der Mittagspause wurde es erst richtig interessant. Es stand eine beidseitige Lungentransplantation an. Der Brustkorb wurde quer Transsternal und Interkostal eröffnet, wobei auf das Ligieren der Aa Mammariae geachtet werden musste, die sonst sehr stark bluten. Nach Eröffnen der Pleura parietalis war die sehr knotig, dunkel und geschrumpft Lunge des Empfängers zu sehen.










Der Druck in der Pulmonalvene betrug 60mmHg, normal sind <30mmhg. Die linke Lunge, obwohl normalerweise kleiner, übernahm 60% der Ventilation des Organismus und das versuchsweise Abklemmen musste auf dieser Seite besonders behutsam durchgeführt werden.
Dabei klemmte der Anästhesist immer den jeweiligen Schenkel des doppellumigen Tubus ab und entlüftete die Lunge, so dass diese kollabierte. Da bei diesem Versuch der Ausschaltung der Lungen der Druck im Kreislauf weiter anstieg wurde entschieden die Herz- Lungen- Maschine anzuschliessen, die das Blut während der Ausschaltung der Lungen mit Sauerstoff versorgen sollte. Es wurde am schlagenden Herzen das Perikard weiter eröffnet, im rechten Vorhofsohr der venöse Abflussschenkel als dickerer Schlauch angebracht und in der Hauptschlagader der dünnere arterielle Abflussschenkel angebracht. Während des gesamten Eingriffes wurde das Bewusstsein und somit die Narkosetiefe über en EEG, das an der Stirn und Schläfe befestigt ist, gemessen, der Wert sollte zwischen 40- 60% betragen.









Zur selben Zeit, in der die Chirurgen am Patienten langsam die Gefäße zu den Lungen durchtrennten wurden die Spenderorgane präpariert. Wie am Empfänger wurden Pulmonalarterie, Venen und Bronchus dargestellt.

Das Organ war mit Luft gefüllt wegen der besseren Konservierung.






Nach Beendigung der Päparation wurde das Organ in eine Plastikhülle verpackt











(Organschutz), dann eine Eisschicht eingelegt und mit einer weiteren Plastikhülle umgeben (Pleuraschutz).














Nach und nach wurden die Gefäße angeschlossen und nach Beendigung belüftet und von einem Lungenfacharzt bronchoskopisch kontrolliert.



Ich durfte bei der Implantation der linken Lunge helfen und den Faden führen und das Herz zur Seite halten. Dabei winkten mir das rechte und das linke Herzohr am schlagenden Herzen zu.


Es ist alles sehr gut gelaufen und nach der Ausschaltung der Herz- Lungen Maschine konnten die Lungen ihre Arbeit aufnehmen. Jetzt folgt medikamentöse Therapie, intensivmedizinische Betreuung und und und… aber der Mensch hat eine Chance auf eine höhere Lebensqualität bekommen. Ich wünsche ihm alles Gute.
Das schlagende Herz vor dem Anschluss an die Herz- Lungen- Maschine (Video).

Leber, Herz und Gallenblase

Huiiiii, war das spannend gestern…
und zum Glück hatte ich meine Kamera mitgenommen.
Wer nicht neugierig ist, wie es in uns drinnen aussieht, der kann getrost wahrnehmen, dass es mir gut geht und ich gestern einen interessanten Tag hatte und dann einfach seinen anderen Beschäftigungen nachgehen. Wer Lust auf ein bisschen Medizin hat… Angefangen hat alles mit einem Eingriff am Herzen. Dabei durfte ich erleben, wie das Herz an die Herz-Lungenmaschine angeschlossen wurde und nach einiger Zeit konnte ich in der großen Hauptschlagader (Aorta) die verkalkte (sklerosierte) und stenotische Aortenklappe sehen, die vom Operateur ausgeschabt, vermessen und eine Neue eingesetzt wurde.Nebenan bei den Abdominalchirurgen ging es weiter mit der Ausräumung einer Lebermetastase. Dabei wurden die Gallenblase und ein Lebersegment entfernt (das IV., wo es auf Grund der nahen Lage an Vena Cava inferior, Aa. Hepaticae, Gallengänge sehr gerne blutet. Außerdem war die Gallenblasenwand sehr dünn, das heißt normal, da nicht entzündet ca. 2 mm! und damit rissgefährdet). Ist aber zum Glück alles gut gelaufen und nach der Entfernung wurde das Gewebe teils genäht, teils elektrisch verkohlt und am Ende mit einem Fibrinogen/ Thrombin- Gemisch auf einem Schwamm verklebt.

Dienstag, 7. April 2009

Fussball...


In Majadahonda befindet sich das Trainingsgelände von Atlético Madrid, da bin ich heute auf meinem Heimweg vorbeigelaufen.

Und da Fussball und Bier zusammengehören und alle ganz begeißtert vom deutschen Bier sind: Prost! :-)

Montag, 6. April 2009

Erste Erlebnisse in Madrid


MADRID- ist eine riesige Grünanlage.
Zumindest habe ich mir die letzten Tage bei dem tollen sonnigen Wetter alle möglichen Grünanlagen angesehen:

Parque del Oeste, Parque del Retiro, die Parkanlagen der Universität und einen verträumten Park im Osten der Stadt, der nur am Wochenende und an Feiertagen
geöffnet ist: "El Capricho de la Alameda de Osuna"- langer Name, lange Geschichte.
Zu jedem Ort gibt es hier eine historische Vergangenheit....aber ich schmökere lieber in den Tageszeitungen und den Ausgehzeitschriften um auf die tollsten Orte und Events hier zu stoßen, und davon gibt es einige...
Überall duftet es hier nach Frühling, es fliegen sogar grüne Papageien durch die Luft. Die Stadt ist sehr sauber und angenehm. Doch muss man ein Auge auf die Taschendiebe haben, es hat einen Grund, weshalb alle die Rucksäcke vorne tragen- selbst mir wollte jemand an den Rucksack...da ich meine Wertsachen aber in einer anderen Tasche habe war mir das egal und ich hab ihn böse angesehen und ihn gewarnt. Leider habe ich ihn schnell aus den Augen verloren...ich hoffe er hat kein anderes Opfer gefunden.
Das Krankenhaus, in dem ich das Chirurgietertial absolviere, ist vor allem eines: Riesig enorm grooooooooooßßßßßßßßß.
Man läuft sich die Hacken ab, aber so langsam bin ich orientiert. Man kann nicht einmal von dem einen bis zum anderen Ende des Flures schauen.
Bis ich jemanden für mich Zuständigen gefunden habe hat es etwas gedauert.
Allerdings wurde ich sehr herzlich aufgenommen und durfte gleich am 2. Tag mit an den Op- Tisch und es wird hier viel erklärt. Zur Zeit bin ich bei den Allgemeinchirurgen: Schilddrüsenop, BauchOP etc.
Gewaschen und für den Op fit gemacht wird sich hier mit jodierter Seife und Schwamm- haben da so ihre eigene Technik. Ich darf aber weiterhin Sterillium benutzen und bilde mir ein, dass es meine Haut nicht so angreift.
Es werden Kurse für Studenten angeboten, da hier das letzte Jahr des Medizinstudiums etwas anders abläuft und ich darf an Theorie und Praxis jederzeit teilnehmen. Letzte Woche gab es einen Nähkurs an Schweinefüssen, die ja sowieso sonst verworfen werden
(zum Trost aller Vegetarier- sorry)..so konnten wir wenigstens üben.

Ich habe eine schöne Wohnung mit Internetanschluss und Fernsehen gefunden, ist nur leider etwas ab vom Schuss. Bleibe aber vorerst mal hier und geniesse die Ruhe.
Nächste Woche steht ja die Semana Santa- Osterwoche bevor...da gibts gaaaanz viele Prozessionen. An Palmsonntag gab es schonmal einen Vorgeschmack.